Plexiglas (Tipp)
Plexiglas ist der Markenname für Polymethylmethacrylat. Das auch Acrylglas genannte Material ist ein leicht zu bearbeitender Werkstoff für den Modellbau und hier speziell den Architekturmodellbau. Hier nun Tipps für den Umgang mit diesem Material.
Generell zu unterscheiden sind extrudiertes (XT) und gegossenes (GS) Material. GS ist teurer, besser spanend zu verarbeiten und polierbar, XT hat eine geringere Dickentoleranz, ist preiswerter, schmilzt leicht beim Bearbeiten, ist schwer bis gar nicht polierbar.
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Plexiglas verformen
Da das Material bei ca. 160 °C - 180 °C verformbar ist, kann man ein entsprechendes Werkstück z.B. im Backofen auf die erforderliche Temperatur erwärmen, in die gewünschte Form bringen. Ein Abschrecken mit kaltem Wasser kann zu Spannungsrissen führen. Für punktuelle Verformung eignet sich das Erwärmen der entsprechenden Stelle mit einem Heißluftfön. Es besteht hierbei die Gefahr, dass sich das Material bei zu starker Hitze verfärbt und Blasen wirft.
Plexiglas abkanten
Um eine Plexiglasscheibe rechtwinklig abzukanten baut man sich folgende Vorrichtung: In eine Mitteldichte Holzfaserplatte wird mittels einer Kreissäge eine Nut von ca. 3 x 3 mm gefräst (also ungefähr Sägeblattbreite). In diese Nut wird ein Stück Heizdraht eingelegt, an beiden Enden fixiert und mittels Elektroleitungen (z.B. H07V-K, 2,5 mm²) an einen spannungsweichen, kurzschlusssicheren Trafo angeschlossen. Hierfür eignet sich hervorragend der „Lichtausgang“ eines Märklin-Trafos. Fließt nun Strom durch den Draht, erwärmt sich dieser und bildet eine gerade Wärmequelle. Hierüber positioniert man die zu bearbeitende Scheibe exakt mit der Biegekante über dem Draht. Hat der entsprechende Bereich des Werkstücks die notwendige Temperatur erreicht, lässt sich diese von Hand in die richtige Position bringen. Ein Anschlagwinkel erleichtert das Bilden eines rechten Winkels. Ein zu langes Erwärmen bzw. ein zu heißer Draht führt zu Verfärbungen und Blasenwurf. Der Heizdraht ist immer nur kurzfristig und stets unter Aufsicht zu benutzen.
Plexiglas bohren
Hierbei ist Vorsicht geboten. Ein zu scharfer Bohrer zieht sich schnell in das Material und es kann splittern oder ausreißen. Niemals den ganz scharfen, neuen Bohrer verwenden. (Für Spezialisten: Es gibt Bohrer mit speziellem Schneidwinkel für Plexi.) Ist partout kein alter Bohrer zur Hand, kann ein neuer Bohrer mit einem leichten Hammerschlag auf die Spitze "entschärft" werden. Bitte nur mit mäßigem Druck bohren. Wer auf Nummer sicher gehen will, bohrt zunächst sehr fein vor. Dann wird von beiden Seiten nacheinander bis zur Mitte der Dicke gebohrt.
Ein Tropfen Öl im Bohrloch sorgt dafür, dass die Wände der Bohrung nicht milchig trüb, sondern glasklar werden. Auch zum Schneiden von Gewinden in Plexiglas sollte Öl verwendet werden, eine verschraubte Plexiglaskonstruktion gewinnt sehr durch den Anblick der blitzblanken Gewinde.
Dickere Plexiglasplatten sollten mit einer Ständer- oder Säulenbohrmaschine (falls verfügbar) gebohrt werden. Platte niederspannen damit sich der Bohrer nicht in das Material hineinzieht.
Die Austrittstelle bricht besonders leicht aus. Am besten ein Reststück Plexi aufzwingen und in dieses mit hineinbohren.
Plexiglas schneiden
Im Heimbereich gibt es dazu drei Möglichkeiten.
1. Kreissäge, nur für gerade durchgehende Schnitte weil das Blatt im Material einen Schnittbogen hinterläßt wenn man innerhalb der Platte zu schneiden aufhört. Es sollte ein Blatt mit möglichst geringer Schränkung und aufgelöteten Hartmetallzähnen verwendet werden, deren Zahnabstand möglichst gering ist, sonst splittert das Material. Für größtmögliche Genauigkeit und Sicherheit ist eine Kreissäge mit einem einstellbaren Anschlag empfehlenswert.
Bei dickerem Material ist die Verwendung von speziellen Kunststoffsägeblättern unerlässlich. Ohne den Anschlag zu verstellen wird in jedem Durchgang tiefer in das Material gesägt (Blatthöhenverstellung). Nach erfolgreichem Durchschnitt erst das gewünschte Maß einstellen und den letzten halben oder ganzen mm auf einmal (volle Höhe) sägen.
2. Bandsäge, ermöglicht relativ große Genauigkeit bei relativ feiner Zahnung für Holz (nicht Metall!)
3. Stichsäge. Fein gezähnte Blätter verwenden, Pendelhub gering oder aus! Bei hoher Hubzahl kann es zum Anschmelzen des Materials kommen, der Sägeschnitt wird sozusagen wieder verschweißt. In diesem Fall NICHT versuchen, das Werkstück an der scheinbar gesägten Linie entlang zu brechen! Hier hilft nur vorsichtiges Nacharbeiten.
Ist das gewünschte Teil sehr klein und der Platz zwischen Sägeblatt und Anschlag zu gering, kann das Werkstück mit Doppelklebeband an einen größeres temporär geklebt werden.