Dampflokomotive

Aus Modellbau-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dampflokomotive DR 18 201 der Deutschen Reichsbahn (DDR)
Kastendampflokomotive mit Personenzug in den Strassen der Stadt Brühl (Rheinland) um 1900

Eine Dampflokomotive ist ein Triebfahrzeug, das mit Hilfe einer Dampfmaschine ihren eigenen Bewegungsantrieb erzeugt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Eine Dampflokomotive besteht im Wesentlichen aus einem Dampfkessel mit Feuerbüchse und Aschkasten, einem Rahmen mit Fahrgestell und den Zylindern mit Kolben. Die Kolben bewegen Treibstangen, die direkt auf den Kurbelzapfen der Kurbelachse montiert sind. Durch weitere Treibstangen können zusätzliche Treibradsätze (Kuppelradsätze) mit der Kurbelachse verbunden sein. Je nach Anzahl der angetriebenen Achsen spricht man von 2-, 3-, 4-Kupplern usw., bzw. B-, C-, D-Kupplern. Um die Kurvengängigkeit des Fahrwerks zu verbessern, wurden einige Treibachsen seitenverschiebbar ausgeführt.

Vor- und Nachlaufachsen ohne Antrieb verbesserten die Fahreigenschaften gegenüber Bauarten, die relativ hohe Gewichtsanteile überhängend vor der ersten Achse trugen.

Zur Lokomotive gehören des weiteren ein Führerstand zur Bedienung der Maschine, Vorrichtungen zum Anhängen von Wagen sowie Vorratsbehälter für Brennstoff und Wasser. Als Brennstoff waren vor allem Kohle und Schweröl üblich, aber auch Torf, Holz und Mineralöl wurden verwendet.

Entwicklungen

Frühe Dampflokomotiven muten heute eher spartanisch an: Lokführer und Heizer standen auf einer offenen Plattform hinter dem Kessel und waren mehr oder weniger schutzlos den Unbilden der Witterung ausgesetzt. Sehr bald konstruierte man zunächst eine windabweisende Vorderwand, Überdachungen und schließlich halbwegs geschlossene Führerhäuser. Die Rückseite blieb meist offen, da der Brennstoff aus dem nachlaufenden Tender für die Schaufel des Heizers erreichbar bleiben musste.

Üblich waren zunächst zwei Zylinder, die vorne seitlich (und damit wartungsfreundlich) montiert waren. Später kamen Drei- und Vier-Zylinder-Maschinen auf, bei denen die weiteren Zylinder innerhalb des Rahmens unter dem Kessel saßen.

Weitere Entwicklungen führten zu Triebwerken mit mehreren getrennten Treibrad-Gruppen, von denen mindestens eine von einem Drehgestell aufgenommen werden musste. Bei der Bauart Mallet vermied man die konstruktiv aufwändigen Hochdruck-Dampfleitungen zu den Drehgestell-Antrieben, die dort verbauten Zylinder wurden mit Niederdruck nach dem Verbundprinzip angetrieben.

In Nordamerika experimentierte man gar mit einer erweitereten Mallet-Bauart, genannt „Triplex“. Die Lokomotiven mit den Achsformeln (1'D)D+D1' und (1'D)D+D2' hatten die dritte Treibradgruppe unter dem Tender. Die „vermutlich stärksten Dampflokomotiven aller Zeiten“ erwiesen sie sich jedoch bald als „übermotorisiert“: Rahmen und Kupplungen der angehängten Wagen konnten der hohen Zugkraft nicht immer standhalten.

Nachteile

Die hohen Unterhalts-, Betriebs- und Wartungskosten führten zur verstärkten Entwicklung in den Bereichen der Diesel- und Elektro-Traktion. Diese Tendenz wird auch als „Traktionswandel“ bezeichnet. Heute sind Dampflokomotoven in Deutschland praktisch nur noch im Museumsbetrieb zu sehen.

Da die meisten Schlepptenderlokomotiven in Rückwärtsfahrt nur für niedrigere Geschwindigeiten zugelassen waren, mussten sie meist so auf den Zug gestellt werden, dass sie „Schlot voraus“ fahren konnten. Das erforderte wiederum Einrichtungen zum Wenden der Lokomotiven (Drehscheiben, Kehrschleifen, Gleisdreiecke).

Der Verbrauch an Wasser und Brennstoff schränkt die Reichweite von Dampflokomotiven stark ein. Nach wenigen hundert Kilometern müssen Vorräte ergänzt werden. Weiter sind die Aschkästen von Schlacke zu leeren und die Sandvorräte (Anfahrhilfe) aufzufüllen. Zudem sind Dampflokomotiven grundsätzlich nur „zwei-männig“ zu fahren. Die Technik ist wartungsintensiv, so müssen z. B. Treibstangen/Kurbelzapfen bei jedem Halt auf ausreichende Schmierung kontrolliert und die Öler gegebenenfalls aufgefüllt werden.

Aus der Erzählung Lg10951 München -Laim/Würzburg von F. L. Neher kann man folgendes Rechenbeispiel ableiten, geschildert wird die Fahrt eines Leer-Güterzuges, bespannt mit der 44 1634 am 4. und 5. April 1952:

  • Ab Rbf München-Laim 15:51 ⇒ 277 km via Ingolstadt, Treuchtlingen ⇒ An Rbf Würzburg ~1:30.
  • Ab Rbf Würzburg 9:21 ⇒ 277 km via Treuchtlingen, Ingolstadt ⇒ An Rbf München-Laim ~18:00.

„Höchstleistung“ hieß z. B. für eine schwere Güterzuglokomotive der Baureihe 44 eine Tagesleistung von 500 bis 600 Kilometer. Der Tender einer Baureihe 44 fasst 10 Tonnen Kohle und 32 m³ Wasser. Kalkuliert wurde mit rund 1 Tonne Kohle für 50 Kilometer Strecke, somit wäre der Bedarf auf o. a. Beispielstrecke etwas über 5,5 Tonnen gewesen, Wartezeiten nicht gerechnet. Spätestens zur Rückfahrt musste Kohle nachgebunkert werden. Der Wasservorrat konnte bei hügeligem Gelände bereits nach 200 Kilometern erschöpft sein, es musste also auf den gesamten 554 km mindestens zweimal Wasser genommen werden.

Extrembeispiel aus der Zeit nach dem Traktionswandel: Die Baureihe 103 wurde mit Laufleistung von durchschnittlich 35.000 bis 42.000 Kilometern in 30 Tagen eingesetzt. Das entspricht einem Pensum von 1.167 bis 1.400 Kilometern täglich. Rekordhalterin ist die 103 157, die im Juli 1972 (31 Tage) ingesamt 50.251 Kilometer abspulte, also im Schnitt täglich 1.621 Kilometer.

Trivia

  • Wird bei Dampflokomotivenvon der „Lokführerseite“ gesprochen, so ist bei Rechtsverkehr die rechte Seite gemeint. Rechts hatte der Lokführer den besseren Blick auf die rechts neben dem Gleis stehenden Signale. Die linke Seite wird analog als „Heizerseite“ bezeichnet.
  • „Noch ne Schippe drauflegen“ bedeutet für den Heizer: „Mehr Kohle in die Feuerung, mehr Dampf, mehr Leistung.“ In die Umgangssprache übersetzt bedeutet dies „Jetzt wird schneller gemacht.“
    Auch die Wendung „Mach mal Dampf!“ bedeutet das Gleiche, mit gleichem Ursprung.

Anschriften und Kennzahlen

  • Baureihe und Nummerierung
  • Betreiber
  • Baumonat/-jahr
  • Heimatbf/Heimat-Bw
  • Letzte Hauptuntersuchung (Revision)
  • Hersteller (besonders bei Einheitslokomotiven)
  • Bremssystem

an der Tender-Seitenwand

  • Gesamt-Gewicht (Dienstmasse) Lokomotive und Tender in Tonnen
  • Bremsgewichte in t
  • Fassungsvermögen Brennstoff; Kohle in t, Öl in m³
  • Fassungsvermögen Wasser in m³

weitere Kennzahlen

  • Länge über Puffer in mm
  • Reibungsmasse in t
  • Radsatzfahrmasse üblicherweise in t
  • Indizierte Leistung in kW, früher in PS
  • Angfahrzugkraft in kN
  • Zylinder-Durchmesser in mm
  • Kessel-Überdruck in bar, früher in atü
  • Rostfläche in m²
  • Überhitzer-Fläche in m²
  • Verdampfungsheizfläche in m²

Literatur

  • DURCH DIE WEITE WELT, Bd. XXVI; Franckh'sche Verlagsbuchhandlung W. Keller & Co,Stuttgart 1952; S. 181ff; Verlags-Nr. 2561

Siehe auch

Weblinks

deutschsprachige wikipedia:

Fotoarchive: