Fernsprecher

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Fernsprechapparat „Modell 50“ der PTT (Schweiz), Wandmodell, Gehäuse aus Bakelit, Bj. 1950

Mit Fernsprecher bezeichnet man eine technische Einrichtung, mit der Sprache auf elektromagnetischem Wege über Drahtleitungen übertragen werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem Samuel Morse mit seinem elektrischen Telegraphen – von griechisch τῆλε (tēle) = „fern“ und γράφειν (gráphein) = „schreiben“ – quasi die technischen Grundlagen geschaffen hatte, vesuchten sich etliche Erfinder an der Problemstellung der Sprachübertragung, darunter auch der Deutsche Philipp Reis und der US-Amerikaner Alexander Graham Bell. Reis verdanken wir die Wortschöpfung aus dem Griechischen: τῆλε (tēle) = „fern“ und φωνή (phonē) = „Laut, Ton, Stimme, Sprache“. Bell dagegen war das Organisationstalent, den Fernsprecher von einem Labor-Aufbau zu einem marktreifen Gesamtkonzept zu bringen, 1876 gab es in Boston, Massachusetts, die ersten praktischen Anwendungen.

Die ersten Fernsprechapparate waren noch ortsweise Netzstrom-unabhängig. Ein eingebauter Generator wurde mit einer Handkurbel bedient, der erzeugte Stromstoß ließ in der Vermittlung eine Glocke läuten. Darauf schaltet der Vermittler die Leitung in das Netz ein und konnte nach kurzer Rückfrage die Verbindung zum gewünschten Fernsprechteilnehmer herstellen.

Damit nun nicht mehr das „Fräulein vom Amt“ jede einzelene Verbindung nach Wunsch mittels Steckkabeln herstellen musste, wurde die Selbtswähl-Verbindung erfunden (1888 bis 1898). In die Fernsprechapparate wurde ein Taktgeber in Form einer numerierten Scheibe eingebaut, diese erzeugte, je nachdem, wie weit man sie gegen die Federspannung gedreht hatte, beim Zurücklaufen entsprechend viele Unterbrecher-Impulse, die in den Vermittlungsstellen nun von Relais in Verbindungen umgesetzt werden konnten.

Eine Weiterentwicklung war der Fernschreiber („Telex“), womit getippte Meldungen am anderen Ende der Leitung von einer automatischen „Schreibmaschine“ ausgedruckt wurden. Telex-Maschinen waren groß und sperrig, laut und langsam … und teuer. Aber sie stellten sozusagen einen 24/7-geöffneten Eingangspostkasten dar.

Die Faksimile-Fernkopie („Telefax“) ermöglichte schließlich, Dokumente über die Fernsprechleitung zu übertragen. Dazu wurde das Original-Dokument in eine optische Abtast-Einrichtung gegeben, als Ton-Frequenz-Folge an ein Empfangsgerät gesendet, das dann ein Abbild des Dokumentes ausdrucken konnte, etwa mit Thermopapier-, Tintenstrahl- oder Laserdruck-Technik.

Bis Ende der 1990er Jahre wurde noch mit Fernsprechapparaten experimentiert, die zur Sprache zusätzlich noch ein Echtzeit-Bild zwischen den Gesprächspartnern übertragen konnten. Allerdings war erstens die Bildqualität aufgrund der niedrigen Übertragungsrate sehr schlecht, zweitens der Preis für einen solchen Anschluss nebst der erfordelichen Endgeräte exorbitant hoch, so dass dieser Technik kein Erfolg beschieden war.

Durch das vermehrte Aufkommen von Mobilfunkgeräten, die Bilder, Textnachrichten, Weblinks und Live-Aufnahmen übertragen können wurde der Fernsprecher (als Festnetz-Anschluss) immer weiter zurückgedrängt und steht heute auf der „Roten Liste“ der bedrohten Erfindungen. Winkie.png

Eisenbahn

Dekoratives Detail an jeder Modellbahn-Trasse: Die Fernsprechbude F

Da in vielen Bahnhöfen gleichzeitig Telegraphenbüros unterhalten wurden und die Telegraphie-Leitungen gerne entlang der Bahntrassen aufgestellt wurden, lag es nahe, die neue Technik des Fernsprechens ebenfalls für die Bahn zu nutzen. Sehr bald wurden Verbindungen zwischen allen Blockstellen, Bahnhöfen und Stellwerken einer Strecke eingerichtet.

Fernsprechbuden sind gekennzeichnet mit einem schwarzen „F“ im weißen Feld auf der Tür bzw. Verschlussklappe und finden sich entlang der Eisenbahnstrecken, insbesondere an jedem Signal oder Bahnübergang. Damit hatten Triebfahrzeugführer bei jedem außerplanmäßigen Halt die unmittelbare Möglichkeit, beim nächsten Fahrdienstleiter nach dem Grund und der voraussichtlichen Dauer des Halts zu fragen.

Modelleisenbahn

Für die epochentreue Darstellung einer Modelleisenbahnanlage sind z. B. die Fernsprechbuden unverzichtbar. Ebenso zieren die Telegraphen-Leitungen das Bild. Für Darstellung eines Modellbahnthemas heutiger Zeit sind beide evtl. verzichtbar, da die Kommunikation zwischen den Triebfahrzeugführern und ihren Leitstellen zunehmend auf Zugfunk oder Mobilfunk verlagert wurde. Dennoch haben sich die F-Buden an vielen Strecken gehalten, die Kabelleitungen haben eben weniger Ausfälle als die Mobilfunk-Umsetzer.

Auch das Straßenbild wurde durch Fernsprecher geprägt: Vielerorts standen früher, als z. B. die Deutsche Bundespost noch alleiniger Anbieter der Fernsprechverbindungen in der Bundesrepublik war, gelb lackierte, dreiseitig verglaste Kabinen mit einem Münzfernsprecher darin. Dort konnte man in den 1970er Jahren noch beliebig lange im Ortsnetz fernsprechen. Voraussetzung war der Einwurf von zwei 10-Pfennig-Münzen (umgerechnet 0,1023 €) Diese Kabinen standen an Straßenecken, auf Plätzen und - gleich reihenweise - vor Bahnhöfen.

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