Granieren
Granieren (mit dem "r" vor dem "a") bezeichnet eine bestimmte Technik des Anmalens.
Ursprünglich von Restauratoren und Stukkaturen verwendet, hat sie ihren Weg in den Modellbau gefunden. Im Grunde könnte man das Granieren umschreiben mit: "Spitzlichter aufsetzen".
Als Objekt eignet sich fast alles, was der Modellbahner so auf die Anlage bringen möchte, von Pflanzen jetzt mal abgesehen. Aber praktisch alles andere aus industrieller Fertigung ist entweder noch schwach strukturiert (z. B. Holznachbildungen, Mauerwerk) oder sehr gleichmässig durchgefärbt, oder gar beides. Der engagierte Modellbauer wird also stets trachten, seinen Bauwerken den Plastikglanz zu nehmen und sie in möglichst natürlicher Farbgebung zu vollenden. Der letzte Schritt dabei ist stets das Granieren.
Die Technik
Mit einem Plattpinsel nimmt man sehr wenig Farbe auf, vorzugsweise Weiß oder helles Grau. Diese streicht man unmittelbar wieder aus (auf einem Rest Karton oder Zeitung). Mit dem nahezu völlig farbleeren Pinsel "streift" man nur hauchzart über die erhabenen Strukturen eines Modells. Nicht direkt mit dem Pinsel auf die Oberfläche losgehen. Ich empfehle, den Pinsel locker etwas auf- und abzubewegen und sich damit dem Objekt langsam zu nähern. Man sieht sofort, wenn die Haarspitzen ankommen und einenn zarten, hellen Schimmer hinterlassen.
Seien es die Fachwerk-Balken, seien es die Dachziegel, oder die äußersten Spitzen und Ecken der Felspartien; seien es Türbeschläge, Bordsteinkanten oder die Kleidung eines Preiserlein: Die Wirkung ist verblüffend. Plötzlich tritt die Maserung hervor, die Dächer wirken plastischer, die Felsen scharfkantiger. Alle Details beginnen erst richtig zu wirken. Jede schnöde Mauer gewinnt an Plastizität.
Die Wirkung ist um so besser, wenn der Untergrund vorher fachgerecht bemalt und/oder lasiert wurde. Granieren ist kein Hexenwerk. Es erfordert nur ein wenig Übung und Gefühl.
Test-Tipp
Mancher scheut sich vielleicht, einem kostbaren Modell gleich mit Farbe zuleibe zu rücken. Um die Wirkung an, sagen wir, einem Güterwaggon abschätzen zu können gibt es einen einfachen Trick. Man nehme ein Stück ordinärer Tafelkreide und streift damit die erhabenen Details, wie Handgriffe, Bremshebel, Scharniere, Nietköpfe und dergleichen. Der Effekt entspricht dem Granieren, ist aber ohne weiters wieder abwischbar/abwaschbar.
Video-Tipp
YouTube Michas Bastelstunde: Hütte zeigt die Hütte im Video, von HahNullMuehr selbst kommentiert.
