Loktuning mit Decals (Nassschiebebilder)
In diesem Tipp geht es um die Herstellung von Decals (Nassschiebebilder), die zur Herstellung bzw. Verschönerung von einzigartigen Lokomotiven oder anderen Unikaten dienen können. Diese Ausführungen richten sich an Individualisten, auch jene mit mittelmäßigem Geschick und mittlerer Geduld, die nicht wollen, dass ihr(e) Diorama/ Anlage wie von der Stange aussieht.
Baugröße | Anspruch | Zeitaufwand | Kosten |
---|---|---|---|
H0 | 3 | 5 | 2 |
Inhaltsverzeichnis |
Das Vorbild
Vor einiger Zeit wurde diese Lok zum Objekt meiner Begierde, und so machte ich mir ein paar Gedanken zum Eigenbau.
Ausgangsmaterial
Zunächst musste ein Gehäuse her. Nach Möglichkeit ein Gehäuse in einem schlechten Zustand, da kann man wenigstens nichts kaputt machen. Leider habe ich vergessen, das Gehäuse zu fotografieren. Es musste anderweitig bereits für Lackierversuche herhalten und erfüllte damit meine Anforderungen. Also muss erstmal die alte Lackierung runter. Mehrfach hatte ich bereits gelesen, dass das bei Kunststoffteilen, mit Bremsflüssigkeit gut funktionieren soll. Ich habe das Gehäuse für ca. 2 Stunden in Bremsflüssigkeit eingelegt und es geht wirklich hervorragend. Einer längeren Einwirkzeit (z.B. über Nacht) stehe ich skeptisch gegenüber, da Bremsflüssigkeit ja bekanntlich Wasser zieht und somit dem Kunststoff die gesamte Restfeuchte entziehen würde. Wahrscheinlich wäre das Gehäuse danach sehr spröde. Die Bremsflüssigkeit ist giftig und muss als Sondermüll entsorgt werden.
Dem Vorbild entsprechend habe ich noch eine kleine Gesichtskorrektur vorgenommen.
Okay, silber ist klar (Felgensilber + Klarlack aus der Sprühdose), aber wie mache ich die Beschriftung?
Decals
Natürlich darf man bei solchen Projekten die Urheberrechte nicht außer Acht lassen. Daher habe ich erstmal eine Email an die MKB geschrieben. Am nächsten Tag kam auch prompt die Antwort mit allen Farb.- und Schriftangaben, sowie einer Genehmigung, diese Angaben für meine privaten Zwecke nutzen zu dürfen (vielen Dank). Mit diesen Vorgaben ist es möglich, bei der Fa. Kreye, professionelle Decals erstellen und drucken zu lassen. Da die Decals bei Kreye im Siebdruckverfahren hergestellt werden, kann man dort auch gestochen scharfe Schriften erwarten. Laut Angebot hätte das 52,– € gekostet, was ich durchaus für gerechtfertigt halte … dann aber doch meinen Prinzipien als „Selbermacher“ widerspricht. Also versuchte ich es erst mit Decal-Folien, die man mit Tintenstrahl bedrucken kann (Stück 2,– €).
Beim Erstellen der Grafiken kommt es sehr auf das eigene Geschick sowie die verwendete Soft.- und Hardware an. Ich zähle mich eher zu den den untalentierten Menschen. Nach paint, PhotoImpact, sowie dem Druckprogramm meines canon Pixma-Druckers, bin ich dann bei coreldraw gelandet. Nach vielen Versuchen und Probedrucken auf Papier, wurde es dann ernst und es erfolgte der Ausdruck auf den kostbaren Decal-Folien.
Da die Kombination „Tintenstrahldruck auf Nass-Schiebe-Folie“ eher kontraproduktiv ist, müssen diese natürlich versiegelt werden. Den Klarlack von Microscale sollte man aber nur mit airbrush verwenden. Vorsichtiges pinseln hat nämlich dieses negative Ergebnis gebracht.
Ein gutes Ergebnis hatte ich mit dem Acryl-Klarlack von Faust (Praktiker). Ganz bedenkenlos war das aber auch nicht, da der Lack nicht „lösemittelfrei“ sondern lediglich „lösemittelreduziert“ ist. Aber so hat es funktioniert.
Das Zeug läßt sich leider nur ungefähr so gut verarbeiten wie Gelatine. Spart euch lieber, was ich an Lehrgeld gezahlt habe, ich glaube, das hat keinen Zweck.
Rettung
Aber Aufgeben wollte ich trotzdem nicht und so kam ich an www.drucker-onkel.de, hier besteht folgende Möglichkeit:
Man schickt ihm die selbst erstellte Druckvorlage, und der drucker-onkel.de druckt dann wahlweise mit Laser oder Thermotransfer. Das kostet 9,– € plus 2,50 € Porto und hat gerade mal 4 Tage gedauert und wenn es nicht so weit weg wäre, dann wär ich hingefahren und hätte ihn umarmt.
So, die ersten Nassschiebebilder sitzen.
Leider muss man mit Weichmacher nachhelfen, um die Folie richtig anzupassen. Mit zunehmender Anzahl an Anwendungen leidet diese allerdings auch wieder. Also rechtzeitig aufhören und mit Klarlack versiegeln.
Ergebnis
Zunächst provisorisch auf den Fahrgestell einer anderen V160.
Etwas mehr Übung, dann wird es garantiert noch besser. Für meinen Teil bin ich aber durchaus zufrieden, weil ich wieder mal bewiesen habe, dass man mit relativ geringen Mitteln eine ganze Menge erreichen kann.