BLS-Schlierenwagen
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Vorbild
Die Schlierenwagen der Berner Alpenbahn-Gesellschaft Bern–Lötschberg–Simplon (BLS) waren international einsetzbare Schnellzugwagen. Der Name leitet sich von der Schweizer Stadt Schlieren ab, wo eine der beiden Lizenzgeberinnen ihren Sitz hatte.
Die für die damalige Zeit komfortablen Wagen basieren auf den Leichtstahlwagen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und hatten als Vorbild auch die ursprünglichen DEV-Langstrecken-Wagen der Französischen Staatsbahnen (SNCF), aktuell als DEV AO bezeichnet.
Es wurden sowohl Sitzwagen wie auch Liegewagen, in der Schweiz als „Couchettewagen“ bezeichnet, beschafft.
Sämtliche schweizerischen BLS-Schlierenwagen, die nicht zwischenzeitlich zustandsbedingt abgebrochen wurden, befinden sich heute in Nordkorea. Wie viele dies noch sind, ist mit Stand 2016 unbekannt. In der Schweiz ist kein Exemplar erhalten geblieben. Auch die türkische Staatsbahn Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryolları (TCDD) beschaffte einige Exemplare, dessen Schicksal mit Stand 2016 ebefalls unbekannt ist.
Die BLS-Schlierenwagen basieren weitgehend auf den Konstruktionsgrundsätzen der Leichtstahlwagen.
Von den Leichtstahlwagen weichen sie jedoch in den folgenden Punkten ab: Die Wagen hatten Endeinstiege und einen durchgehenden sich auf gleicher Höhe befindenden Wagenboden. Die Seitenwände sind über die Stirnwände hinaus gezogen. Gegen die beiden Wagenenden hin ist der Kasten wie bei den Leichtstahlwagen leicht verjüngt, das Dach etwas abgeschrägt.
Noch erhielten die meisten Wagen einen Faltenbalgübergang, die letzten Lieferungen erhielten aber bereits Gummiwulstübergänge.
Die Wagen wurden durch eine Warmluftheizung erwärmt, diese war auf alle damaligen in Europa üblichen Heizspannungen ausgelegt aber auch auf die Dampfheizung. Die Ventilatoren die die Warmluft im Wagen mit einem leichten Überdruck verteilte, konnten auch zum Verteilen von Frischluft verwendet werden.
Diese mit einem leichtem Überdruck arbeitende Warmluftheizung wurde später in ähnlicher Form auch bei den ab 1957 in der Schweiz gebauten Einheitswagen I und Einheitswagen II verwendet, nicht aber bei den ab 1965 in Österreich gebauten gleichartigen Wagen. Diese hatten wie die Leichtstahlwagen in der Schweiz anfänglich eine Widerstandsheizung.
Die meisten Wagen hatten bei der Ablieferung eine durch Akkumulatoren versorgte Glühlampenbeleuchtung. Die Akkumulatoren wurden über einen am Drehgestell befestigten Generator geladene, der durch eine Kardanwelle ab einer Laufachse angetrieben wurde.
Wie sehr die BLS-Schlierenwagen in eine Zeit des technischen Fortschrittes fielen zeigen auch die drei verwendeten Drehgestelltypen, die alle eine Primärfederung mit Schraubenfedern hatten, sich aber in der Sekundärfederung unterscheiden. Die ersten Wagen erhielten Drehgestelle mit Blattfedern, die in vielen Punkten baugleich mit den Drehgestellen der älteren Leitstahlwagen übereinstimmen. Spätere Lieferlose erhielten solche mit der damals für die Schweiz typischen Torsionsstabfederung und solche mit der heute allgemein eher bekannten Schraubenfedern. Drehgestelle die in vielen Punkten mit den beiden letztgenannten übereinstimmen fanden sich später auch unter den neuen Einheitswagen I und II.
Alle SBB Wagen und ein Teil der BLS Wagen waren Fährboottauglich.
1961 wurden die BLS-Schlierenwagen wie auch deren Vorbild die SNCF DEV Wagen dem UIC-Y Typ zugeordnet.
Typisch für die BLS-Schlierenwagen war auch das Technikabteil zwischen zwei Abteilen. Dieses Abteil, dass viel Platz in Anspruch nahm, sowie die Abteile mit 8 Sitzplätze in der aktuellen zweiten Wagenklasse, führte zusammen mit der Beschaffung der SBB Wagen vom Typ UIC-X für den internationalen Verkehr ab 1964 dazu, dass die Wagen nicht lange im regulären internationalen Verkehr im Einsatz waren.
Im Verlaufe der Zeit wurden die Wagen den Entwicklungen der Zeit angepasst. Die wohl auffälligsten Veränderungen waren der Ersatz der Faltenbalgübergänge durch Gummiwulstübergänge. Auch wurden die Dachlüfter entfernt, da aus diesen vor allem die warme Luft in der Heizperiode entwich.
Einige Wagen wurden am Ende ihrer Einsatzdauer in der Schweiz noch in auffallender Farbgebung als Begleitwagen von RoLa-Zügen verwendet.
Betriebsnummern
bis 1956, 3-Klassen-System:
- BLS AB4ü 181 bis 190 (1950) SWS
- SBB AB4ü 1251 bis 1270 (1954) SWS
- BLS AB4ü 191 bis 192 (1955) SWS
nach 1956, 2-Klassen-System:
- BLS B4ü 811 bis 814 (1956) SWS
- SBB B4ü 5121 bis 5135 (1956) SWS
- SBB B4ü 5136 bis 5150 (1957) SWS
- SBB Bc4ü 5151 bis 5180 (1960 und 1961) SWS, Liegewagen (Couchettewagen)
- TCDD AB4ü 1341 bis 1346 (1961) SWS
- BLS B 801 bis 804 (1963) SWS (neu als B und nicht mehr als B4ü abgeliefert)
Insgesamt beschafften somit die Berner Alpenbahngesellschaft Bern–Lötschberg–Simplon (BLS) 20, die Schweizerische Bundesbahnen (SBB) 80 und die Türkische Staatsbahn (TCDD) sechs Wagen.
Siehe auch
Literatur
- Andreas Zingg, Hans Roth und Bernhard Willen: Leichtstahlwagen der Bauart BLS-Schlieren für den internationalen Verkehr in: Eisenbahn Amateur (Zeitschrift) Nr. 5, 2106, Seiten 194–206
Weblinks
- BLS-Schlierenwagen von MW-Modell in der Internetseite von der Zeitschrift Modellbahn Schweiz
Modelle
Nenngröße H0
Gattung | Betriebs-Nr. | Farbe | Hersteller | Artikel-Nr. | Bauzeit | Strom | Bemerkung | Bild |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
A4ü | 191 | tannengrün | Trix | 3399 3799 3388 3788 |
~1960–1965 | GS/3L GS GS/3L GS |
BLS, Ep.III, Faltenbalgübergänge, bewegliche Pufferbohlen und Einstiegstreppe, Blattfeder-Drehgestell, silbernes Dach mit Lüfter, grüne Türen, gelber Streifen, 1:100 dto., Innenbeleuchtung, Schlusslampen |
|
A4ü | 1251 | tannengrün | Pocher | 208 | ~1960 | GS | SBB, Ep.III, Faltenbalgübergänge, Dachlüfter, silberne Türen, 1:100 | |
A | ? | tannengrün | Tillig | 74852 | 2016– | GS | BLS, Ep.III, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung | |
B | ? | tannengrün | Tillig | 74853 | 2016– | GS | BLS, Ep.III, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung | |
A | 51 63 17-70 030-5 | tannengrün | Sachsenmodelle | 14017-03 | ? | GS | BLS, Ep.IV, Gummiwulstübergänge, graues Dach & silberne Türen | |
A | ? | tannengrün | Tillig | 74768 | ? | GS | SBB, Ep.IV, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung | |
B | 51 63 29-70 050-9 | tannengrün | Lima | 309190 | ? | GS | BLS, Ep.IV+V, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung, silbernes Dach & goldene Türen | |
B | 51 63 29-70 050-9 | tannengrün | Sachsenmodelle | 14017-02 | ? | GS | BLS, Ep.IV, Gummiwulstübergänge, silbernes Dach & goldene Türen | |
B | 51 63 29-70 053-3 | tannengrün | Sachsenmodelle | 14017-01 | ? | GS | BLS, Ep.IV, Gummiwulstübergänge, silbernes Dach & Türen | |
B | 51 85 29-80 127-7 | tannengrün | Lima | 309189 | ? | GS | SBB, Ep.IV+V, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung, silbernes Dach & Türen | |
B | ? | tannengrün | Tillig | 74770 | ? | GS | SBB, Ep.IV, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung | |
Bc | 51 85 59-80 015-7 | tannengrün | Lima | 309249 | ? | GS | SBB, Ep.IV+V, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung | |
Bc | ? | tannengrün | Tillig | 74769 | ? | GS | SBB, Faltenbalgübergänge, Schraubenfedern, Sekundärfederung | |
? | ? | ? | Tillig | 74854 | 2016– | GS | SBB / Hupac, Ep.IV, Faltenbalgübergänge, Dachlüfter, Schraubenfedern, Sekundärfederung |