Gleise und Schotterbett (Gleise einschottern)
Das Thema Schotterbett bei Modelleisenbahnen ist ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Systemen und dem Modellbahnerischen Anspruch. Auch im Bezug auf die Optik des Ergebnisses gibt es durchaus Unterschiede. Es gibt die unterschiedlichsten Systeme und es müsste für jeden etwas dabei sein. Die gängigsten Arten eines Schotterbetts sind folgende
- Gleis mit fertigem Schotterbett z.B. Märklin C oder M-Gleise, Trix C- Gleise oder Roco Line Gleise
- Fertiges auf verschiedene Gleissysteme angepasstes Schotterbett z.B. von Merkur (Vertrieb über Noch)
- Gleise selbst einschottern
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Gleis mit fertigem Schotterbett
Das bekannteste oder auch älteste Gleis mit Bettung dürfte das Märklin M-Gleis(Metall Gleis) sein. Es ist vom optischen Aspekt aber auch das anspruchsloseste und einfachste Gleis. Das M-Gleis ist auch offiziell nicht mehr im Sortiment zu finden. Der Nachfolger ist das C-Gleis. Auch Roco z.B. bietet das sog. Roco line Gleis an.
Im allgemeinen ist zu sagen dass diese Art der Gleise für die Gruppe der Spielbahner und Teppichbahner gut geeignet sind, da sie einfach in der Handhabung sind und schnell eine Strecke aufgebaut ist.
Vorteile
- Leichter und schneller Aufbau
- Kabelverlegung möglicherweise im Gleiskörper
- Einbau von Digitaldecoder und Weichenantrieben je nach Hersteller im Gleiskörper möglich
- Stabiles und robustes Gleis
Nachteile
- Das Schotterbett kommt optisch nicht an das selbst eingeschotterte Gleis heran
- Bei manchen Herstellern nicht mit schlanken Radien für Weichen erhältlich
- Bei schlanken Weichen und dem abzweigendem Gleis im Anschluss der Weiche sind diese durch die Geometrie bestimmt anzupassen. Sonst sind die Böschungen im Weg.
- Durch den hohl aufgebauten Grundkörper etwas lauter
Fertiges Schotterbett zugeschnitten auf verschiedene Gleissysteme
Das bekannteste "fertige Schotterbett" sind wohl die Bettungen von Merkur (Vertrieb durch die Firma Noch). Sie bestehen aus einem Grundkörper aus Styroplast mit aufgeklebtem Gleisschotter. Die Vertiefungen für die gängigsten Gleissysteme ist vorhanden. Diese Art von Bettung wird nach der Bearbeitung der Seitenflächen auf den Untergrund geklebt. Als Kleber eignet sich gut ein Latexkleber, da dieser sich mit Wasser wieder auflöst. Wenn die Anlage auf einem stationären Untergrund steht, also nicht hochgeklappt wird, können die Gleise in die Bettung gesteckt werden. In diesem Fall ist die Geräuschdämmung besser als mit einer geklebten Verbindung. Eine Alternative ist die Befestigung mit Nägeln.
Vorteile
- Guter Kompromiss, wenn man sich nicht an das selbst einschottern traut
- Einfache Verlegung
- Auch für Flexgleise und schlanke Weichen geeignet
- Extra Bettungen für Parallelgleise erleichtern das Verlegen
- Gute Geräuschdämmung
Nachteile
- Es kann kein verschiedenfarbiger Schotter verwendet werden (Beispiel Neubau und Hauptstrecke heller oder Bahnbetriebswerk dunkler)
- Höhere Kosten
Gleis selbst einschottern
Das Selbsteinschottern der Gleise ist für anspruchsvolle Modellbahner der beste Kompromiss. Der Zeit und Arbeitsaufwand ist aber bei dieser der 3 aufgezeigten Möglichkeiten der größte. Auch verschiedene Versuche in Bezug auf das Verhalten des Schotters sind im Vorfeld nötig. Aber dafür wird man durch das Ergebnis mehr als entschädigt.
Hilfsmittel/Werkzeug
Zum Erstellen eines Bettes, welches selbst eingeschottert wird, sind einige Werkzeuge und Hilfsmittel von Vorteil. Beim "selbst Einschottern" sollten folgende Werkzeuge zur Verfügung stehen.
- Kleiner Pinsel zum Verteilen der Schottersteine
- Mehrere Glasflaschen mit Sprühkopf
- Einwegpinpetten
- Gefäß zum großzügigem Verteilen des Schotters
Ein Hilfsmittel, welches nicht unbedingt benötigt wird, ist ein Schotterboy. Zur Anwendung kommt der Schotterboy beim Auffüllen der Schwellenzwischenräume. Die Funktionsweise ist wie bei einem Güterwagen, welcher den Schotter zwischen die Schwellen schüttet. Mit den Gummilaschen an der Unterseite wird der Schotter verteilt. Der Schotterboy ersetzt aber nicht den Pinsel. Mit dem muss immer noch nachgebessert werden. Rentabel wird er auch erst bei größeren Gleislängen. Da dieses Gerät nicht das günstigste ist, lohnt eine Anschaffung, die man auf mehrere Personen aufteilt. Sehr gut eignen sich auch manche Handbürsten zur Verteilung des Schotters.
Schottermaterial
Gleisschotter gibt es in verschiedenen Körnungen und Farben. Die beiden anspruchsvollsten Firmen im deutschen Raum, welche Schottermaterial vertreiben, sind Asoa und Rainershagener Naturals. Dies gilt auch in Bezug auf Qualität und Preis. Eine gute Alternative ist die belgische Firma Jeweha sowie Minitec. Das Schottermaterial der genannten 4 Firmen wird in Echtstein-Ausführung angeboten. Dieses Material kann je nach Verfügbarkeit verschieden eingefärbt bestellt werden. Auch das farbliche Nachbehandeln z.B. mit Pastellkreide oder herstellerspezifischen Mitteln ist möglich. Natürlich haben auch die meisten anderen Zubehörlieferanten Schotter im Sortiment.
Schotter kann auch sehr einfach und billig selbst hergestellt werden, braucht nur ein wenig Zeit.
Ausgangsmaterial Quarzsand aus dem Baumarkt; Diesen gibt es in verschiedenen Korngrößen. 1mm ist für H0 die richtige Wahl. Es geht auch Vogelsand mit der geeigneten Körnung. Man kann die richtige Körnung auch aus einem Sandhaufen heraussieben. Das kostet nichts ausser Zeit. Dazu benötigt man noch ein paar braune Abtönfarben. Braune Abtönfarbe im gewünschten Farbton mischen, ca. 50 ml mit der gleichen Menge Wasser verdünnen und dann langsam so lange Sand einrühren, bis eine krümelige Masse entsteht. So lange rühren, bis alle Sandkörner die Farbe angenommen haben. Diese Masse auf ein altes Backblech oder Ähnliches geben und an einen warmen Ort zum Trocknen stellen, z.B. Heizkörper, im Sommer an einen sonnigen Platz. Auch immer wieder mal etwas umrühren, damit das Ganze nicht zusammenklebt. Wenn es trocken ist, den gefärbten Sand beiseite geben. Das Ganze noch mit 1-2 anderen Brauntönen wiederholen. Die verschiedenen Sorten zum Schluß zusammenmischen, und man erhält einen traumhaften Schotter für wenig Geld in jeder gewünschten Färbung.
Klebetechniken
Das Fixieren des auf den Untergrund aufgebrachten Schotters kann je nach verwendeter Technik und Material recht unterschiedlich sein. Aus diesem Grund sind Versuche im Vorfeld nötig.
- Pril Leim Gemisch
Die wohl bekannteste Technik ist das Gemisch aus verdünntem Weißleim (Ponal) und Spülmittel (Pril). Das Mischungsverhältnis ist hier mit 1:1 (Wasser - wasserlöslicher Weißleim, z.B. Ponal) anzugeben. Die Menge an Spülmittel, welche dazugegeben wird, muss nicht mehr als 2 bis 3 Tropfen betragen. In diesem Fall dient das Spülmittel als "Flussmittel". Das Flussmittel hat die Aufgabe, beim Wasser-Leim Gemisch die Oberflächenspannung abzubauen, damit das Gemisch in alle Ritzen fliesen kann. Dieses Klebeverfahren hat den Nachteil, dass der Schotter nachdunkeln kann. Es kann auch vorkommen, dass solche Kleber nicht unbedingt zu einem niedrigeren Geräuschpegel beitragen.
- Spezieller Schotterkleber
Spezieller Schotterkleber haben die meisten Anbieter von Schotter ebenfalls im Sortiment. Er dunkelt meistens nicht nach und beinhaltet auch ein Flussmittel. Es kann vorkommen, dass solche Kleber nicht unbedingt zu einem niedrigeren Geräuschpegel beitragen.
- Latexkleber
Da Latexkleber flexibel sind, ist eine Geräuschdämmung zu erwarten. Manche Latexkleber neigen dazu, etwas zu glänzen, und ob ein wenig Pril hinzugefügt werden muss, zeigt sich erst nach einem Test. Ein Vorteil dieses Klebers ist die Tatsache, dass er wasserlöslich ist. Dadurch kann die Demontage etwas einfacher sein.
Einschottern - aber wie?
Als erstes sollte man sich über eines im Klaren sein: Versuche in Bezug auf das Verhalten des Schottermaterials mit dem Kleber sind nötig, da sonst möglicherweise eine Überraschung auf einen wartet (Schotter dunkelt stark nach). Beim Aufbauen des Schotterbett kann man wie folgt vorgehen: Als erstes werden sog. Böschungsstreifen, am besten aus Kork, auf den Trassenuntergrund geklebt. Als Kleber kann ein Weißleim oder Latexkleber verwendet werden. Die Korkunterlage gibt es vorgefertigt oder im Baumarkt als Platten. Bei diesen müssen dann aber noch die Böschungen zugeschnitten werden. Auf diese Unterlage wird das gealterte Gleis geklebt. Bei Gleisen, welche eine Metallplatte z.B. für den Mittelkontakt, haben, sollte diese Unterseite lackiert werden, da sich ansonsten Rost bilden kann. Auch bei Weichen und Kreuzungsweichen sollte man aufpassen. Am besten ist es, die Weichen nicht am Untergrund festzukleben. Sonst verklebt man die ggf. den Stellmechanismus. Im Bereich der Weichen lackiert man die Böschungsoberfläche in der Schotterfarbe. Wenn das Gleismaterial liegt, wird in die Schwellenzwischenräume und an der Böschung Kleber aufgebracht. Bei den Schwellenzwischenräumen arbeitet man am besten mit einer Pipette, für die Böschung kann ein Pinsel verwendet werden. Es sollten aber nicht zu große Abschnitte mit Kleber benetzt werden, maximal ein Meter. Nun kommt der Schotter auf die Böschung. Mit einem Gefäß den Schotter auf der Böschung mit einem trockenem Pinsel verteilen.
Eine etwas bequemere Möglichkeit ist der angesprochene Schotterboy. Einfach das Schottermaterial einfüllen, den Schieber in die richtige Position schieben (damit der Schotter auf das Gleis fallen kann) und langsam vorwärts schieben. Mit einem Pinsel nachbessern, damit kein "Steinchen" auf den Schwellen liegt. Nun muss noch der Kleber eingebracht werden. Am besten lässt er sich aus einer großen medizinischen Spritze einträufeln. Etwas verdünt und mit einem Spritzer (nur ein Tropfen!) Spülmittel etwas kriechfähig gemacht, verteilt er sich zwischen den Steinchen.
Wer für den Schotterkleber eine Flasche mit Sprühkopf benutzt, sollte bedenken, dass auch die Gleisprofile und Mittelkontakte verklebt werden. Diese müssen sofort gereinigt werden, da der trockenen Kleber nur schwer zu entfernen ist. Abschließend kann mit dem Schmutzradierer (sogenannter Gleis-Rubber) nachgesäubert werden. Möglichst KEIN Schmirgelpapier verwenden! Auch die feinste Körnung (sog. Nassschleifpaper) erzeugt mikroskopische Riefen, die den Schmutz magisch anziehen und gut festhalten. Kontaktprobleme wären die Folge.
Jetzt das Ganze noch gut durchtrocknen lassen. Fertig ist das Schotterbett.
Wem es jetzt zu dunkel erscheint, kann mit dem Granierpinsel noch etwas aufhellen.
Vorteile
- Bestes Ergebnis im Bezug auf die Optik.
- Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt (Farbe, Korngröße .....)
Nachteile
- Sehr hoher Zeitaufwand.
- Versuche sind nötig
Im Bezug auf die Materialkosten dürfte der Unterschied nicht zu groß sein, es sei denn, es wird Schottermaterial von Asoa oder Rainershagener verwendet. Diese sind beim Preis und der Qualität im oberen Preissegment angeordnet. Dafür ist die Auswahl auch sehr groß und die Qualität stimmt.
Fazit
Eine Empfehlung zu geben, für welche Art des Schotterbettes man sich entscheidet, will und werde ich hier nicht geben. Das richtet sich nach dem modellbahnerischen Anspruch des Einzelnen. Zu den Materialkosten der 3 aufgezeigten Möglichkeiten ist festzustellen, dass z.B. das Märklin K-Gleis (ohne Schotterbett) den gleichen Preis hat wie das Märklin C-Gleis (mit Schotterbett). Bei Roco ist das Gleis ohne Bettung etwas günsiger als das Roco Line Gleis mit Bettung. Das Schotterbett von Noch z.B. schlägt ab ca. 70 Cent pro Gleis zu Buche. Wird das Gleis selbst eingeschottert, sind die Kosten wohl am höchsten. Denn es fallen Kosten für den Untergrund, Kleber und Schottermaterial an.
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Signatur
Dieser Tipp stammt ursprünglich von Gerd Seibt. Nachträgliche Änderungen und Ergänzungen sind in der Liste der Autoren (versionen) nachvollziebar. Eventuelle Erfahrungen im Nachbau und Fragen zum Tipp gibt es auf der zugehörigen Diskussionsseite. |