Weiche
Ganz allgemein werden Eisenbahnweichen (kurz Weiche) als Gleiskonstruktionen beschrieben. Sie ermöglichen Schienenfahrzeugen den Übergang von einem Gleis auf ein anderes Gleis ohne Fahrtunterbrechung. Die meisten heute in der Realität eingesetzten Weichen haben einen per Fernsteuerung bedienbaren Weichenantrieb, der die beweglichen Teile in die gewünschte Lage verschiebt. Sie werden in der Regel von einem Stellwerk aus bedient. Dabei wird zur Sicherheit des Verkehrs eine Fahrstraße für einen ganz bestimmten Zug gebildet, in den kein anderer Zug (zum Beispiel von einem Nachbargleis oder einer anderen Zugstrecke aus) einfahren kann. Zur Überwachung der Gleis-/Schienenbelegung werden Gleisfreimeldeanlagen eingesetzt.
Früher waren Weichen immer ortsgestellt (d. h. direkt vor Ort). An der Spitze der Weiche befindet sich ein Stellbock, an dem die beweglichen Weichenteile mit Muskelkraft umgestellt werden. Dieser Stellbock besteht aus dem Weichenhebel und dem Stellgewicht, das die Weiche sicher in der jeweiligen Endlage hält. Um die Stellung der Weiche aus der Lok heraus leicht zu erkennen, waren die Weichenhebel farblich markiert. Heute gibt es fast generell Weichensignale, die diese Funktion und die Rückmeldung ans Stellwerk wahrnehmen.
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Befahrung: Eine Weiche wird entweder
- spitz (Anfahrt auf die Weichenspitze zu. Dabei gibt es vorab die Möglichkeit, sich bzw. die Zugeinheit für die Weiterfahrt nach links oder rechts zu entscheiden)
oder
- stumpf (Zug kommt aus der Richtung, in der zwei Gleise weiterlaufen. Also die Gegenrichtung zu oben in die andere Fahrstrecke hinein, ohne eine derartige Auswahlmöglichkeit)
befahren.
Bestandteile einer Weiche sind
- Gleise
- Zungenvorrichtung (Weichenzungen und Zungenüberwachung)
- Herzstück (Weichenherz)
- Radlenker
- Weichenschwellen
- Weichenstellvorrichtung und Weichensignal
- Weichenverschluss
Gerade Weiche, Bogenweiche
In einer einfachen Weiche zweigt ein Zweiggleis von einem Stammgleis ab.
Ist das Stammgleis gerade, spricht man von einer geraden Weiche, ansonsten von einer Bogenweiche.
Normen, Kreuzungsweichen
Bei der Deutschen Bahn AG sind die Weichen normiert und tragen je nach Typ feste Bezeichnungen. Dabei sind der Radius des abzweigenden Gleises und der erreichte Abzweigwinkel am Weichenende wichtige Kenngrößen. Der Begriff Y-Weiche findet sich oft im Zusammenhang mit Modellbahn-Gleisen und hat keine begriffliche Entsprechung in der Fachterminologie der großen Eisenbahn.
Eine einfache Kreuzungsweiche ist eine Gleis-Kreuzung, die durch Weichen so ergänzt worden ist, dass zumindest in einer Fahrtrichtung der Übergang von einem Gleis aufs andere möglich ist. Sie wird auch halber Engländer oder einfache Kreuzungsweiche (EKW) genannt. Eine Doppelte Kreuzungsweiche (DKW) ermöglicht Übergänge in beide Fahrtrichtungen.
Besonderheit bewegliches Herzstück
Besonderheit polarisiertes Herzstück
Im Zweileitersystem ist das Herzstück bei vielen Großserienherstellern stromlos. Dies führt insbesondere bei Loks mit wenigen Achsen (z.B. Draisinen) schnell dazu, dass sie auf der Weiche Kontaktprobleme bekommen und stehenbleiben.
Besonderheit Schutzweiche
Mancher hat sich sicher schon einmal gefragt, wozu an Bahnhofsgleisen eine Weiche verbaut wurde, die mit dem einen Zweig eigentlich nirgendwo mehr hinführt. Das Gleis endet kurz nach der Weiche vor einem Prellbock. Meist ist vor dem Prellbock kaum Platz für einen Wagen, zudem ist das Stumpfgleis häufig noch mit Sand oder Kies bedeckt. Irrtümlich vermutet man, das der Streckenausbau hier nicht fortgesetzt wurde.
Diese Anordnung bezeichnet man als Schutzweiche. Sie schützt das Nebengleis, das eben über diese Weiche erreicht wird vor Flankenfahrten. Die Schutzweiche (im Bild rot hervorgehoben) liegt in Richtung Prellbock, solange das davor stehende Ausfahrt- oder Schutzsignal "Halt!" (Hp0 bzw. Sh0) zeigt. Wird das Signal von einem Triebfahrzeugführer übersehen, oder sollte ein "entlaufener" Wagen am Signal vorbeirollen, so gelangen Zug oder Wagen nicht ins Nebengleis, das ja möglicherweise gerade belegt ist, sondern nur relativ gefahrlos zum Prellbock. Die Sandauflage bremst die Schienenfahrzeuge zusätzlich stark ab oder bringt sie (bei höherer Geschwindigkeit) gezielt zum Entgleisen.
Bevor der Fahrdienstleiter das Signal auf "Fahrt frei" ziehen kann, muss natürlich das Nebengleis frei und gesperrt sein und dann die Schutzweiche auf "Abzweig" gelegt werden.
Auf der Modellbahnanlage ist die Schutzweiche immer ein schönes Detail, besonders für ländliche Bahnhofsanlagen.
Besonderheit Straßenbahnweichen
Modelleisenbahn
Bei Weichen von Modelleisenbahnen sind diese oft für die Serienproduktion und die leichtere Steuerbarkeit gegenüber den Originalen vereinfacht.
Hauptsächlich wird dabei neben den genannten Typen unterschieden nach
- Weichen mit Gelenkzungen: Die Weichenzungen sind mit einem Gelenk ausgeführt. Mittels einer Feder werden die Weichenzungen in der Endlage gesichert.
- Weichen mit Federzungen: Die Weichenzungen sind durchgehend ohne Gelenk ausgeführt. Sie werden beim Stellen im elastischen Bereich verbogen. Um Federzungen in der Endlage zu halten, ist eine dauernde Kraft vom Antrieb erforderlich.
Weichenstraße
Um parallele Nachbargleise (Abstellgleise) zu verbinden befindet sich zumindest an einem Ende des Gleisfeldes eine Weichenstraße, die ein Fahrzeug durchfahren kann, bis es sich im gewünschten Gleis befindet. Dabei folgen mehrere Weichen nach einander auf einer Geraden. Sie erlaubt das Rangieren.
In Güterbahnhöfen sind in der Regel für jede Fahrtrichtung ein separates Gleisfeld angelegt mit zwei Weichenstraßen, also an jedem Ende der Nachbargleise eine. (Vgl. Luftbilder vom Rangierbahnhof Maschen)
Weblinks
- Eisenbahnweiche in der deutschsprachigen wikipedia