Haftreifen
Haftreifen sind eine weitere Erfindung, die es nur bei der Modelleisenbahn, nicht aber im "Großbetrieb" gibt. Um die Zugkraft von Lokomotiven und anderen Triebfahrzeugen zu erhöhen, wenn also die natürliche Adhäsion unter Umständen nicht ausreicht, wurden und werden Modell-Loks mit Haftreifen ausgerüstet.
Technische Ausführung
Die angetriebenen Achsen, die für Haftreifen vorgesehen sind, sind ab Werk mit einer flachen Nut rings um die Lauffläche versehen. Es ist also nicht möglich, Haftreifen nach Belieben zusätzlich aufzuziehen, um beispielsweise die "Berg-Gängigkeit" einer Lok weiter zu steigern. Manche Hersteller liefern Loks ohne Haftbereifung. Für eine Nachrüstung wäre dann der Austausch der Achsen bzw. eine Nachbearbeitung auf der Drehbank angezeigt.
Kontakt-Probleme
Der Gummiring wirkt als Isolation. Achsen mit Haftreifen stehen für die Stromübertragung also nicht zur Verfügung.
- Beim Dreischienen-Zweileiter-System ("Märklin-Wechselstrom") fällt das im Allgemeinen nicht ins Gewicht, da alle übrigen Räder den Massekontakt sicherstellen und die Stromaufnahme über den Schleifer in der Gleismitte erfolgt. Lediglich sehr kurze Loks (Achsformel B oder C) können auf Weichen in Langsamfahrt Probleme haben, wenn dort Teile der Schienen in Kunststoff ausgeführt sind. Aus diesem Grund sind einige Kleinloks nur mit einem einzelnen Haftreifen bestückt.
- Beim Zweischienen-Zweileiter-System ("Rest der Welt-Gleichsstrom") tritt das Problem häufiger auf, besonders wenn verschmutzte Gleise die Kontaktgabe zusätzlich verhindern.
Aber auf saubere Schienen achten wir ja alle, ständig und immer.
Verschleiß und Austausch
Haftreifen sind ein typisches Verschleißteil. Tückisch ist, dass sie immer altern, auch wenn die Lok nur in der Vitrine steht. Mit der Zeit dehnt sich das Gummi und verliert seine Elastizität. Das geht so weit, dass Haftreifen irgendwann spontan vom Rad springen. Gelegentlich werden sie aber auch mürbe und reißen dann. Wer einen Haftreifen an der Strecke seiner Modelleisenbahn findet, sollte beobachten, welche Lok jetzt offenbar Traktions-Probleme hat. Auch das Fahrgeräusch ändert sich etwas.
Beim Wechsel immer den kompletten Satz tauschen! Beide Haftreifen einer Achse sind normalerweise gleich alt, somit gleich verbraucht. Wenn der linke schon abgefallen ist, wird der rechte es auch nicht mehr lange machen.
Es hat übrigens keinen Sinn, den alten Reifen als Größenmuster mit zum Fachhändler zu nehmen. Wie oben gesagt, dehnen sich die Reifen mit der Zeit (siehe Bild), der Zuwachs kann mehere mm im Durchmesser betragen. Neue Reifen also nach Ersatzteilliste bestellen.
Zur Montage ist bei vielen Modellen die Demontage von Verkleidungsteilen nötig (Radlager-Imitationen oder ähnliches), zumindest erleichtert das in den meisten Fällen das Aufziehen. Bei Dampflokomotiven wird immer mindestens eine Treibstange zu lösen sein. Hier bitte exakt passendes Werkzeug ansetzen, um die winzigen Schrauben nicht zu beschädigen. Ich empfehle einen Mini-Nussdreher.
Weiter erweist sich ein Paar Pinzetten als hilfreich: Mit einer Pinzette spreizt man den neuen Reifen etwas und setzt ihn an der Nut an, mit der zweiten Pinzette zieht man ihn in einer Kreisbewegung über den gegenüberliegenden Rand der Nut. Kontrollieren bitte, ob der neue Reifen richtig sitzt und nicht etwa in sich verdreht ist. Das würde die Lok "humpeln" lassen.
Dieser Tipp wurde begonnen von Micha. Nachträgliche Änderungen und Ergänzungen sind in der Liste der Autoren (versionen) nachvollziehbar. Eventuelle Erfahrungen im Nachbau und Fragen zum Tipp gibt es auf der zugehörigen Diskussionsseite. |