Anlagenplanung

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Jeder der eine Modellbahn bauen will, hat schon irgendwelche Vorstellungen, wie sie mal aussehen sollte. Wer völlig neu anfängt - das sind den Fachhändlern die liebsten Kunden, weil die alles gebrauchen können -, sollte sich aber gründlich informieren, was es so am Markt für Möglichkeiten gibt. Es geht darum, nach dem eigegenen Interessenschwerpunkt spezielle Fachkenntnisse erwerben. Eine kurze Einführung finden Sie unter Einstieg in die Modelleisenbahn.

Inhaltsverzeichnis

Grobplanung

Systemauswahl

Wechselstrom oder Gleichstrom? Analog, manuell digital oder komplett computergesteuert? Spur H0, TT, N, Z oder 1? Diese Entscheidung müssen Sie selbst treffen vor dem Beginn der Gleisplanung und niemand kann hier allgemein gültige Empfehlungen geben!

Lassen Sie sich Zeit!

Die Planung beginnt mit einem Bleistift und einem Stück Papier. Zunächst erstellt man eine Liste, welche alle Elemente enthält die man gerne auf seiner Modellbahn sehen möchte. In eine Planskizze mit den maximal möglichen Abmessungen zeichnet man nun den gewünschten Gleisverlauf, die Bahnhöfe, Berge, Städte, Sonderbauwerke usw. ein.

Heute gibt es natürlich bessere Hilfsmittel als Bleistift und Gleisschablone für den endgültigen Plan. (Vorgenannte sind etwas für Spezialisten, wie technische Zeichner z.B., die auch damit präzise Plane erstellen können). Dem normalsterblichen Mensch stehen diverse Gleisplanungs-Programme zur Verfügung, einige auf dem Markt verfügbaren Programme sind im Artikel Gleisplanungssoftware aufgelistet.

Eines der im deutschsprachigen Raum beliebten Programme ist Wintrack, welches verglichen mit den Wettbewerbern sehr ausgereift ist und viele Möglichkeiten bietet. Märklin bietet Wintrack als "offizielles Gleisplanungsprogramm" an. Aber auch andere Hersteller sind geeignet, das ist auch immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Es ist in jedem Fall lohnenswert, sich mit dem eingesetzten Programm intensiv zu beschäftigen, um die rudimentär im Kopf spukenden Ideen in einen funktionierenden Gleisplan umzusetzen. Eine korrekte Gleisplanungs-Software hält die jeweilige Gleisgeometrie genau ein, so dass man recht schnell erkennt, ob die gewünschten Gleisfiguren auf der verfügbaren Fläche auch Platz haben, ob die Radien zu groß gewählt wurden oder ob der IC-Bahnhof auch längenmäßig an den zugedachten Platz passt.

Lassen Sie zwischen der ersten Idee, noch einmal eine Modellbahn zu bauen und dem Beginn der Realisierung ruhig einen Zeitraum von Jahren verstreichen. Sie werden nach dem ersten Entwurf Ihren Gleisplan unzählige Male wieder verändern, verbessern, verfeinern, erweitern. Wenn man sich dazu nicht ausreichend Zeit nimmt und gleich mit der Säge loslegt, wird man sich hinterher ärgern, wenn neue Ideen nicht mehr oder nur noch mit erheblichem Aufwand verwirklicht werden können.

Feinplanung der Fahrwege

Nun geht es an die detaillierte Planung der Fahrwege. Dabei geht es natürlich um die Gleisverlegung, um korrekte Abstände, Kurvenradien, Steigungen und Durchfahrtshöhen. Aber auch andere Fahrstrecken z.B. vom Car-System müssen mit geplant werden, damit am Ende die verschiedenen Wege zusammenpassen.

Entwurf darstellen

Vollständiger Gleisplan, erstellt mit Winrail
mit Buntstiften coloriert
Bevor zur Säge gegriffen wird, empfehle ich noch einen "Entwurf in Buntstift".

Dazu kopiert man am Besten die Gleisplan-Datei der eingesetzten Gleisplanungssoftware, entfernt alle Streckenteile, die in Tunnels oder Untergeschossen liegen (die Schattenbahnhöfe!) und druckt den Rest aus, möglichst mit den Umrissen des gesamten Grundgestells. Dieses Papier wird nun ausgemalt, so dass die Anlage vorab schon einmal in der Vogelschau entsteht.

Man wird Details einfügen, die "einfach an diese Stelle hingehören", die aber bei der nüchternen PC-Planung nicht in den Sinn kamen, es werden Geschichten rings um die Stadt, das Dorf, die Menschlein und die Bahn erfunden, die man einfach darstellen muss.

Probieren sie es aus. Es kostet (fast) nichts und vermittelt einen wirklich brauchbaren Eindruck der (möglichen) Landschaft.

Schattenbahnhöfe/Bahnhöfe/Ausweichgleise

Fast jede zusammenhängende Modellbahnanlage hat mindestens einen Bahnhof. Für die Gleisverlegung ist der Bahnhof besonders wichtig und sollte daher Ausgangspunkt der Gleisplanung sein. Wie lang ist der längste auf der Anlage fahrende Zug? Soll der Bahnhof Personenfernverkehr oder Personennahverkehr, Güterverkehr oder Bahnpost bedienen? Ist es ein Durchgangsbahnhof, ein Kopfbahnhof, ein Bahnhof mit abzweigenden oder kreuzenden Linien oder nur ein Haltepunkt? Oft läßt sich mit einem Bahnhof im Bogen Platz einsparen und damit verhindern, dass die Anlage nur aus einem Bahnhof besteht.

Bei Durchgangsbahnhöfen ist in der Regel mindestens ein Ausweichgleis nötig, damit z.B. durchgehende Güterzüge den Bahnhof auch dann passieren können, wenn alle Bahnsteiggleise besetzt sind. Die Länge des kürzesten Ausweichgleises bestimmt im automatisierten Modellfahrbetrieb die Länge des längsten Zuges. Oft besitzen Bahnhöfe auch mehrere Abstellgleise, auf denen z.B. Waggons zu neuen Zügen zusammengestellt oder nicht benötigte Triebwagen abgestellt werden. Achten Sie darauf, dass möglichst alle Ihre Abstellgleise gleich lang sind! Wo Abstellgleise vorhanden sind und Züge zusammengestellt werden, gibt es auch viel Rangierverkehr. Wenn man aus Stumpfgleisen rückwärts rangieren muss und das sogar mit längeren Zügen, sollten die Gleise 2-3% Gefälle haben, um das Entgleisen zu verhindern.

Oft möchte man auf seiner Anlage unterschiedliche Zuggarnituren fahren lassen, ohne dass diese ständig im einsehbaren Bereich abgestellt werden. Daher wird oft ein Schattenbahnhof unter oder hinter die Anlage gebaut, der nicht einsehbar ist und die verschiedenen Zuggarnituren aufnehmen kann, die gerade nicht auf der Anlage unterwegs sind.

Steigungen

Trassenhoehe.jpg
Eine Steigung von 3 bis maximal 4% sollte auf den Hauptstrecken mit den langen Zügen nicht überschritten werden. Kurze Züge auf bergigen Nebenstrecken schaffen auch 5%. Natürlich sind geringere Steigungen besser - meist lassen die Platzverhältnisse aber keine Wahl. Viele Planungsprogramme (wie z.B. Wintrack) haben als sehr wertvolle Hilfe eine Kontrolle über die maximale Rampensteigung und eine Höhenkontrolle.

Als minimalen Abstand zwischen den einzelnen Ebenen im nicht sichtbaren Bereich muss man in der Baugröße H0 mindestens 80mm ansetzen einschließlich 5mm Schaumauflage. Für die Züge bleibt also nur eine lichte Höhe von 75mm bei Ausschnitthöhen von 90mm (Zugabe von 10mm für das Trassenbrett). Wenn es ganz eng wird, kann das obere Gleis auch schon mal ein paar Zentimeter frei liegen. Um Oberleitungsstromabnehmer zu schonen, setzt man, wo es notwendig ist, ein dünnes Alu-Blech als "Niederhalter" ein.

Gleisabstand

Bei Parallelgleisen setzt das Planungsprogramm einen normalen Gleisabstand fest, der so gewählt ist, dass in Kurven sich keine Wagen mit den Zügen des Nachbargleises berühren können. Dieser Gleisabstand ist für gerade Bahnhofsdurchfahrten zu groß und sollte in der Baugröße H0 um 1 bis 2 cm verkleinert werden. Dadurch passen Fußgängerbrücken, Reiterstellwerke etc. besser über die Parallelgleise.

Gleisradius

Kurven sind in der Modellbahn besonders schwierig umzusetzen, da die Radien des Vorbilds im korrekten Maßstab für fast jede Modellanlage zu groß sind. Wählt man den Radius zu eng, so sehen insbesondere lange Waggons unrealistisch "abgeknickt" aus. Auch muss man bei größeren Loks auf den von Hersteller angegebenen Mindestradius achten. So hat beispielsweise der Big Boy von Trix einen Mindestradius von 437,5 mm (entspricht dem Trix/Märklin-Radius R2).

Feinplanung der Elektrik

Auch die Elektrik sollte Bestandteil der Anlagenplanung sein. Insbesondere die Verkabelung muss so geführt werden, dass sich später Wartungsarbeiten und die technische Fehlersuche gut durchführen lassen. Um die zahlreichen Leitungen leicht unterscheiden zu können, benutzt man meist eine Farbkodierung. Um die Leitungen nicht zu beschädigen, bieten sich Kabelhalter an. Schwer zugängliche Bereiche und Schattenbahnhöfe kann man auch recht einfach mit einer "Wartungsbeleuchtung" versehen.

Tipps zu Wartung und Pflege

Planen Sie autonome Teilabschnitte!

Kurzgeschlossene Hauptstrecke am Bahnhof
Ein wichtiger Hinweis:

Das Modellbauhobby ist sehr sehr vielseitig, aber es macht keinen Spaß, wenn man wochenlang immer das Gleiche zu bauen hat. Viel interessanter wird es, wenn man sehr schnell einen in sich geschlossenen kleinen Gleisplan zum Laufen bringen kann. Vor allem aber müssen Sie die Steuerung schon ausprobieren können, um viele Fehler, die man im ersten Abschnitt gemacht hat, in den folgenden nicht zu wiederholen.

Rechts sehen Sie, wie am Anfang vor dem Hauptbahnhof die Gleise in einer "dummen" Kurve zurück geführt wurden. Später setzte sich dort die Anlage fort.

Also: Planen Sie so, dass Sie z. Bsp. den untersten Schattenbahnhof zuerst bauen und mit einem Teil der Hauptstrecke schon in Betrieb nehmen können. Dann bekommen Sie schnell Erfahrungen und können Besuchern auch schon "etwas" vorführen!

Beachten Sie die Zugänglichkeit!

Auch das sollte unbedingt beachtet werden: Die Tiefe der Anlage sollte nicht mehr als etwa 1,70m sein, wenn sie von beiden Seiten aus zugänglich ist (Hängt von der persönlichen Reichweite der Arme ab.). Falls es irgendwie möglich ist, sollte man zusätzliche Mannlöcher einplanen, die einfach zu öffnen sind und sowohl in der Bauphase als auch bei späteren Gelegenheiten (Entgleisungen, Detailarbeiten etc.) einen leichten Zugang auf alle Teile der Anlage ermöglichen. Z. Bsp. kann man ein großes Mannloch im hinteren Teil der Anlage bauen und dessen Platte dadurch entnehmen, dass zwei echte Felssteine mit je einem Dübel von unten verbolzt sind. Damit kann man die Platte samt Bergbauernhof fest anfassen und hoch nehmen. Und unter der Platte hat sie eine Öse und die Wand dahinter hat einen Haken und so hängt der Bauernhof bei Wartungsarbeiten eben an der Wand!

Die Fugen rings um das Mannloch werden durch Hecken, Bäume und Häuser so kaschiert, dass praktisch nichts von der Konstruktion zu sehen ist.

Planen Sie unbedingt von Anfang an solche Mannlöcher mit ein! Im Übrigen wird man natürlich beim Bau von hinten nach vorn und von unten nach oben arbeiten, so dass man bei Spantenbauweise immer zwischen die noch offenen Spanten krabbeln kann.

Das Mannloch kann auch einen doppelten Zweck erfüllen. Planen Sie z. B. die Innenstadt mit dem Bahnhofsgebäude so, dass sie komplett auf einer Grundplatte zu entnehmen ist. Als "Henkel" können vielleicht zwei, im Inneren unsichtbar verstärkte, Stadttore dienen? Oder das Schiller-Denkmal, das für diesen Fall wirklich aus Bronze und fest verschraubt ist? Die "Stadt" kann bequem auf dem Werktisch erbaut, dekoriert, verkabelt und mit Menschlein belebt werden, bevor sie das Mannloch verschließt. Auch zu Reinigungs- und Reparaturzwecken steht sie auf dem Werktisch besser zugänglich. Die Stromversorgung wird, wenn nötig, mittels Kombistecker hergestellt.

Die linke Bergspitze
Auch die Bergspitzen sollte man ursprünglich abnehmbar gestalten und im Landschaftsbau als erstes fertig stellen. Es ist eben viel einfacher, den ganzen Berg auf den Basteltisch zu legen und wie ein Diorama erst fertig zu stellen, bevor er endgültig mit der Anlage verbunden wird.

Weitere Details mit Bilder finden Sie hier:

Einen Diskussionshtread über handcolorierte Gleispläne findet ihr hier:

Signatur

Dieser Artikel basiert auf dem Originalbeitrag von Friedel Weber. Nachträgliche Änderungen und Ergänzungen sind in der Liste der Autoren (Versionen) nachvollziebar. Er wurde im Laufe der Zeit abgewandelt.